Machen Zungenküsse süchtig

«Diese Anfrage könnte evtl. auch im Bravo landen doch angesichts meines fortgeschrittenen Alters und dem in dieser NG angepeilten Publikum kann sie nur humoristisch gemeint sein. (Oder doch ernst????)»

Auf jeden Fall ist sie lustig...

«Diese oben erwähnte Frage beschäftigt mich in letzter Zeit als (evtl. Ex-) langjähriger MDS ziemlich stark. Die Details lasse ich aus und komme zum Kern der Frage: Immer wenn sie mich küsst fährt etwas durch meinen Körper, dass mich aufwühlt und durcheinanderbringt. Es ist auch eine gewisse euphorische Wirkung zu spüren. (Ihr wisst ja selbst auch Bescheid..)»

Ich glaube, das haben alle schon so erlebt. Gibt auch einen wissenschaftlichen Hintergrund...

«Wie bei einer anderen Sucht kommt es weiter zu körperlichen Veränderungen (Verformungen und Verhärtungen (Gehört eigentlich nach dts)). Ebenso gibt es ein, zwei Tage später Entzugserscheinungen die mich ums Telefon tigern lassen mit einem Wunsch nach Wiederholung des süchtig machenden Verhalten.»

Schlimm wird es nur, wenn eine Wiederholung zunächst nicht drin ist...

«Gibt es wissenschaftliche Untersuchungen darüber was für einen Stoff die Frau bei diesen Gelegenheiten dem Mann unterjubeln? Oder passiert bei Frauen etwa das gleiche???? Was sind Eure Erfahrungen/Forschungsresultate?»

Ich darf mich mal selbst zitieren...

Küssen macht glücklich und ist gut für die Gesundheit

Eine der angenehmeren Seiten des Verliebtseins hat die amerikanische Soziologin und Journalistin Adrianne Blue in ihrem Buch "Vom Küssen" (dtv, München, 24DM) untersucht. Wichtigste Erkenntnis: Knutschen ist gesund und löst Glücksgefühle aus. Beim Küssen erwacht ein ganzes Spektrum von Hormonen, Nerven und Muskeln zum Leben. Bei einem leidenschaftlichen Zungenkuß erhöht sich der Pulsschlag von 60-80 pro Minute auf bis zu 110. Beim sinnlichen Spiel der Lippen durchströmen Glückshormone, sogenannte Neuropeptide, den Körper und sorgen dafür, daß Streß und Ärger schnell vergessen werden. Küssen stärkt darüber hinaus das Immunsystem, weil die Killerzellen im Blut aktiviert werden. Sogar für die Zähne ist das Küssen gut. Der vermehrte Speichelfluß löst gefährlichen Zahnbelag.

Der Bürgermeister der sizilianischen Stadt Monreale, Salvino Caputo, hat Adrianne Blues Buch offensichtlich nicht gelesen. Wie hätte das um die Gesundheit seiner Bürger besorgte Stadtoberhaupt sonst auf die Idee kommen können, das Küssen auf öffentlichen Plätzen verbieten zu wollen? Liebespaare, die auf den gesundheitlich wertvollen Genuß nicht verzichten wollen, sollten mit einer Geldbuße von bis zu 200 DM belegt werden. Die Verliebten aus Monreale räumten auf ihre Weise mit der Idee auf: Die von Ihnen veranstaltete Kuß-Demonstration vor dem Rathaus war ein solch großer Erfolg, daß Caputo ein Einsehen hatte. Küssen bleibt auch auf Sizilien erlaubt.

Einen anderen Weg möchte ein niederländischer Kommunalpolitiker einschlagen. Der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Amsterdamer Stadtrat forderte in einem Brief an das holländische Parlament, Liebe als Schulfach einzuführen. Zur Begründung sagte Roel van Duijn: " Zwei von drei Ehen gehen nach sechs Jahren auseinander. Das deutet darauf hin, daß die Leute auf das Aufbauen einer dauerhaften Beziehung nicht vorbereitet sind". Ob im Rahmen des neuen Fachs auch das Küssen geübt werden soll, sagte van Duijn aber leider nicht...

Bis das Küssen in holländischen Schulen gelehrt wird, wird es sicher noch ein wenig dauern. Da auch in unserem Land der Lehrplan sehr unflexibel ausgelegt wird, bleibt zum Erforschen der Liebeskunst zunächst nur der Versuch am lebenden Objekt. Folgende Grundregeln sollte man bei den ersten Kußversuchen unbedingt beachten.

Ein guter Kuß kann Lust auf mehr machen, aber die Vorspeise darf nicht den Appetit aufs Hauptgericht verderben. Könner starten auch Küße, hinter denen erotische Absichten stehen, mit geschlossenen Lippen. Auf keinen Fall darf der Partner das Gefühl kriegen, einen hechelnden Hund zu küssen, dem schon die Zunge aus dem Maul schlabbert. Erst wenn die Weichheit der Lippen der Angebeteten ausreichend erkundet ist, darf die Zunge zum Einsatz kommen.

Im Mund der Partnerin verhält sich die Zunge wie ein guter Gast. Weder sollte man die Narben der letzten Kieferoperation der Partnerin erkunden wollen, noch die Spuren des letzten Mahls aus dem Schlund herausholen. Auch die bei einigen männlichen Küßern beliebten Koitus-Imitationen mit der eigenen Zunge sollten vermieden werden. Viel mehr Spaß macht es, die Zunge der Partnerin zu umkreisen und die Mundwinkel der Angebeteten zu ertasten. In den Mundwinkeln sitzen übrigens besonders viele Nervenenden, sodaß mit anregenden Reaktionen gerechnet werden muß.

Das häufig anzutreffende Saugen an der Zunge der Partnerin bleibt Geschmackssache. Manche werden davon ziemlich geil, andere empfinden es eher als schmerzhaft. Bei allen Variationen des Zungenkußes darf aber eins nicht vergessen werden: Immer wird auch mit den Lippen geküßt, die ständig in Bewegung bleiben sollten.

«Falls (wie ich glaube) die Frage im Subject mit Ja beantwortet werden kann, wäre es an der Zeit dass das Bundesamt für Gesundheitswesen (in Deutschland ...) endlich eine Warnung der Art rausgibt: VORSICHT: KUESSEN MACHT SUECHTIG!!»

Wenn man das meiner Angebeteten umgehängt hätte, hätte es mich trotzdem nicht von ihrem Mund ferngehalten. :-))) Ist wohl ähnlich wie bei Kippen...

Aber ich leide wirklich unter extremen Entzugserscheinungen. Mir gehts echt beschissen...

Schöne Grüße von Jens

Jens Finger · Gepostet am 12. September 1997

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